DFV Landesverband Thüringen e. V.

Pressespiegel

Vollständig hätte man unter der Überschrift „Willig den Herrschenden angedient“ in der OTZ lesen können … 

Reiner Kunze wird in einem Artikel vom 16. 8. ein Strauß bester dichterischer Eigenschaften gebunden. Die schönste Blume aber sei dessen Liebe zur Wahrheit, allerdings ohne zu erfahren, wessen Wahrheit gemeint ist.
Wer will, findet die Antwort des Poeten im Text zu Salzburg „ …auf dem Mönchsberg stehend“: nach ankunft im westen Europas / widerzukehren / hierher, können von nun an mich hindern / Armut nur, Krankheit /und Tod…“ Deutlicher noch im Prosaband „Die wunderbaren Jahre“, darin er Kinder durch Erziehung zu sozialistischen Patrioten kalt und gefühllos denunziert. Er habe den Dichter über Nacht zum Weltautor gemacht. Allerdings nur, weil er damit beste Munition im kalten Krieg gegen den Sozialismus lieferte.
Wer noch nicht begreift, welche Quelle Reiner Kunzes Wahrheit speist, dem präsentiert ihm seine Dankesrede zur Verleihung des Thüringer Literaturpreises 2009 im Journal „Palmbaum“ als auch ihren Klassencharakter: „Wer die Freiheit schätzt und auf dem Wahlzettel die Partei ‚Die Linke’ ankreuzt, sollte die Hand zumindest zittern.“
Auskunft gibt ebenfalls seine Rede auf einem Parteitag der CDU und das vom Einvernehmen triefende Shakehand mit Bundespräsidenten Köhler, der künftig Kriegsopfer der Bundeswehr einforderte und, weil kritisiert, beleidigt den Hut nahm, als auch die in Reiner Kunzes jüngsten Band Poesie gegeißelte Okkupation der Krim durch Russland, die doch nichts anders ist als Notwehr gegen die brandgefährliche Einkreisung durch die NATO.
Und dieses alte, gehabte, tief kranke Deutschland marschiert zum zweiten, respektive dritten Male gegen alle Vernunft wieder mit. Der Artikelschreiber rühmt den Poeten als einen der bedeutensten lebenden Dichter Deutschlands und er selber bemerkte, bereit zu sein, die Folgen seiner Dichtung zu übernehmen. Wenn denn dem so ist, dann muss er auch ertragen, einer der kränksten genannt zu sein, weil sie für dieses kaputte Deutschsein Partei nehmen, wenn nicht noch mit ihren Versen garnieren.
Kritisches müsste man ihm weit mehr sagen, weil er sich als Arbeiterkind bis heute willig und nicht weniger fleißig den Herrschenden andient, die seine wirklichen Feinde sind und es trotz aller Sozialisation mit ihnen bleiben. Damit ist jene hohe Zeit, da unser beider Verse in einer Anthologie des Ministeriums zur Verteidigung der DDR brüderlich vereint agierten, zwar vorerst vorbei, doch längst nicht vergessen.

Das schreibt einer von den wenigen Überlebenden des Jahrganges 24, der auszog, um als Fliegersoldat berühmt zu werden und wie dafür gestraft ins Inferno der Ardennenschlacht geriet, jedoch wie ein Wunder dem massenhaften Heldentod als dem „schönen vaterländischen Sterben“ von der Schippe sprang, dem der erste Arbeiter- und- Bauernstaat deutscher Nation Schule und Heimstatt wurde. Während einer den Dichter ehrenden Veranstaltung seines Geburtsortes Oelsnitz überreichte ich ihm meinen Essayband mit der ganz anderen Wahrheit. Die Aufforderung, in einem öffentlichen Meinungsstreit wie einen „Sängerkrieg“ zu Greiz würdig auszufechten, lehnte er allerdings aus gesundheitlichen Gründen ab.
Rudi W. Berger, Langenwetzendorf

 

Nazi-Problem ist nicht weit weg

Greiz. Gedenkfeier und Kranzniederlegung zum Jahrestag der Befreiung vom Faschismus
Von Lydia Psurek Greiz (OTZ). Mit einer Kranzniederlegung ist gestern auf dem „Alten Friedhof“ in Greiz am ehemaligen Ehrenmal der Opfer des Nationalsozialismus gedacht worden.

Torsten Röder, Pressesprecher PDS/Die Linke, begrüßte dazu neben einigen seiner Parteigenossen Vertreter des Freidenker-Verbandes Greiz sowie der Jusos. „Wir stehen hier, weil 63 Jahre nach dem Ende eines unsäglichen Krieges mit weit über 20 Millionen Toten die NPD wieder ungestraft marschieren und sogar ´Familienfeste´ organisieren kann“, mahnte Röder. Dieses Problem sei nicht weit weg, sondern in Sachsen und Thüringen sehr präsent. Scharf kritisierte er den Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus (CDU), der an „einem nicht ganz so strammen Rechten wie Krause als Kultusminister“ festgehalten habe, bis der öffentliche Druck zu groß war.

Kritik äußerte Röder auch an der Haltung von CDU und SPD im Greizer Stadtrat und im Landkreis, die in ihren staatlichen Funktionen schon mehrfach rechte Aufmärsche und Infostände genehmigt hätten. Weil die Verwaltung im Kampf gegen das Erstarken der NPD wortlos versage, stehe man hier, sagte Röder, aber auch, weil das Aktionsbündnis gegen Rechts anhaltend schweige und im ´stillen Kämmerlein´ tage. „Mit Aussitzen und Stillhalten bekämpft man Rechte nicht“, kommentierte Röder. Selbstkritisch merkte der PDS/Die Linke-Pressesprecher allerdings auch an, dass seine Partei im Kampf gegen Rechts ebenfalls noch zu wenig Flagge zeige – gerade auch, was die Beteiligung bei Stadtratssitzungen angehe.

Um Aktion zu zeigen sei man aber heute zu diesem Mahnmal gekommen, das, so Röder, „in den letzten toten Winkel von Greiz“ verbannt worden sei, um es aus der Wahrnehmungswelt der Menschen zu verdrängen. „Diesbezüglich werden wir Senioren der Linkspartei demnächst einen Antrag stellen, damit wenigsten ein paar Stufen, eine ordentliche Umgrenzung und ein Hinweisschild hier angebracht werden“, äußerte sich Reiner Vogel, Ortsbürgermeister von Gommla Auch die Bemerkung, dass keine hochrangigen Funktionsträger von CDU und SPD zur Gedenkfeier anlässlich der Befreiung vom Hitlerfaschismus anwesend waren, wurde unter den Anwesenden diskutiert. „Vor einer Stunde war die Kranzniederlegung in Reichenbach, dort war sogar der Bürgermeister dabei – bei uns aber nicht“, sagte Detlef Krüger vom Freidenker-Verband Greiz.

„Ich finde es richtig, dass mehr getan werden muss, auch wenn ich nicht allen Aussagen, die über das Verhalten der Parteien hier in Greiz gemacht worden sind, zustimmen kann“, sagte Felix Preiß, stellvertretender Kreisvorsitzender der Jusos, die zu zehnt an der Veranstaltung teilgenommen hatten. „Ich halte es für bedauerlich, dass wir die einzigen jungen Menschen hier waren“, bemerkte Preiß.

Der oft zitierte ´Kampf gegen Rechts´ findet jeden Tag statt.
Torsten Röder, Pressesprecher PDS/Die Linke Greiz

(OTZ Greiz, 08.05.2008)

 

Walter Kopp – Arbeitersohn und Kulturmäzen

Greiz. Anno 1991 waren die Greizer SPD-Neugründer mit blinden Eifer vor allem darum besorgt, Straßennamen aus DDR-Zeiten zu tilgen. Einer der ersten, der ihrer Umbenennungswut zum Opfer fiel, war Walter Kopp. Obwohl eigentlich dieser Mann zu einem der Vorbilder der neuen SDP der DDR/der SPD hätte werden können. Schließlich bildeten Walter Kopp und seine drei Genossen von der KPD (O) mit den gleichstarken Sozialdemokraten nach den letzten demokratischen Stadtratswahlen auf eindeutig antifaschistischer Grundlage in Greiz eine Fraktionsgemeinschaft. Während die drei Stadträte der KPD sich dieser Einheitsfront verschlossen.

Heuer konnte der verbissene DDR-Hasser, Christdemokrat und Orchestermusiker Wilfried Arenhövel  Vorurteile überwinden und würdigte mit bewegenden Worten den Kommunisten, das spätere SED-Mitglied, Walter Kopp wegen dessen bleibender Verdienste um das Greizer Kulturleben. Das ist um so erfreulicher, weil sich kein einziger SPD-Funktionär zur Ehrung Walter Kopps anlässlich seines 110. Geburtstages am 15. Februar  eingefunden hatte.

Wer nun war Walter Kopp, an den Freidenkerverband und DIE LINKE mit einer Kranzniederlegung sowie einer kulturpolitischen Podiumsdiskussion erinnerten?

Der Arbeitersohn wuchs in einer politisch aktiven Familie auf. 17jährig wurde Walter Kopp Gewerkschaftsmitglied. Im November beteiligte er sich in Greiz aktiv an der Novemberrevolution und der Gründung eines Arbeiter- und Soldatenrates, am 8. März 1919 war er dann eines der zehn Gründungsmitglieder der Greizer KPD. Walter Kopp beteiligte sich 1920 auch an der Niederschlagung des Kapp-Putsches. Die junge KPD betraute ihn mit den Aufgaben eines Geschäftsführers und Lokalredakteurs der „Ostthüringer Arbeiterzeitung. Ab 1925 bis 1933 wurde Kopp wiederholt in den Greizer Stadtrat gewählt. Zunächst für die KPD, ab 1928 für die KPD (Opposition).

Nach der Machtübertragung an die Faschisten organisierte Kopp gemeinsam mit den Genossen beider kommunistischer Parteien und der SPD sofort eine weit verzweigte Widerstandsgruppe. Doch die Gestapo konnte seiner bereits 1934 habhaft werden, Jahre im Zuchthaus und im Strafbataillon 999 folgten.

Im Juni 1945 kehrte Kopp nach Greiz zurück und widmete seine ganze Kraft dem antifaschistisch-demokratischen Neuanfang. Insbesondere bei der lebendigen Umgestaltung auf geistig-kulturellem Gebiet leistete er als gewählter Erster Bürgermeister vom 15. Juli 1945 bis November 1950 eine umfangreiche von seinen Mitbürgern anerkannte Arbeit.

Bereits 1947 konnte er junge, engagierte Theaterleute aus ganz Deutschland für den Plan gewinnen, ein professionelles Theaterensemble in Greiz zu gründen. Das „Theater der Stadt Greiz“ bestand bis 1963 und leistete für ein kleines Provinztheater Beachtliches: namhafte Künstler gingen aus ihm hervor.

Walter Kopps Gespür für Menschen, für Bündnispartner und kulturpolitische Initiativen waren in diesen schweren Zeiten von Erfolg gekrönt. Doch mit seiner unkonventionellen und antidogmatischen Art – er trug ja stets Fliege zu gut sitzendem Anzug – und vor allem wegen seiner Herkunft aus der KPD (O) war Kopp jedoch dem SED-Apparat ein Dorn im Auge und er wurde aus dem Amt verdrängt. Doch Kopp, der sich als marxistischer Humanist verstand, ließ sich weder damals noch später durch solche Intrigen beirren. Er fand im Kulturbund ein neues, und ihm gemäßes Betätigungsfeld. Als dessen Erster Kreissekretär schuf er den weit über Thüringens Grenzen hinaus bekannten „Klub Alexander von Humboldt“.

Erst im Februar 1998 rief die Greizer PDS den 1973 verstorbenen Walter Kopp und sein Werk wieder in Erinnerung. Angemahnt wurde von der diesjährigen Ehrung, dass sich die noch bestehenden Institutionen wie Theater, Vogtland Philharmonie und die Greizer Musikwochen endlich wieder zu ihrem Mäzen bekennen sollten, ebenso wie die Stadt zu ihrem Ehrenbürger. Doch die Abwesenheit der Politik, abgesehen von DIE LINKE, ließ solche Fragen und Forderungen unbeantwortet.

Siegfried R. Krebs
(www.srkrebs.de , 16.02.2008)

Freidenker, Stadt Greiz und Interessierte gedenken Walter Kopp

Interessante Gesprächsrunde anlässlich des 110. Geburtstages im Theater Greiz – Neue geschichtliche Fakten

Greiz (A.-G. Marsch). Mit einer feierlichen Kranzniederlegung auf dem Neuen Friedhof Greiz gedachten die Greizer Ortsgruppe des Deutschen Freidenkerverbandes und weitere Interessierte am Sonnabendvormittag des 110. Geburtstages von Walter Kopp.

Der am 15. Februar 1898 in Crimmitschau geborene Sohn eines Textilarbeiters hatte beim kulturellen Neuaufbau der Stadt Greiz nach dem 2. Weltkrieg Hervorragendes geleistet. Als es nach 1945 galt, möglichst schnell wieder ein Kulturleben in Gang zu bringen, war die Stadt Greiz, nicht zuletzt durch den unermüdlichen Einsatz Walter Kopps, federführend in der Region. Eine nach Kunst hungernde Bevölkerung drängte sich nach den hohen Werten, die besonders aus der Musik sprechen. Die allgemeinen Impulse und die Aufgeschlossenheit für ein wahres Musikerleben waren damals so ursprünglich, dass der Aufbau eines wirklichkeitsnahen Musiklebens durch Walter Kopp und MD Gerhard Friedrich in Verbindung mit der Ortsgruppe des Kulturbundes die schon immer musikbegeisterten Greizer zutiefst erfreute.

„Lieber einen Tropfen Schweiß als einen Tropfen Blut“ war die Lebenshaltung vieler, die den schrecklichen Krieg überlebten und als „Aktivisten der ersten Stunde den antifaschistisch-demokratischen Wiederaufbau des Landes begannen“, wie Dr. Michael Gölles in seiner Gedenkrede dazu ausführte. Kopps Kampf als aufrechter Antifaschist, seine Vorbildwirkung und nicht zuletzt sein Wirken als Bürgermeister der Stadt Greiz in den Jahren 1945-1950 haben ihn zu einer äußerst geschätzten Persönlichkeit werden lassen und „mahnen uns, sein Erbe zu bewahren.“

Zur anschließenden Diskussionsrunde im Klubraum des Greizer Theaters konnte Dr. Gölles als Gesprächspartner Jutta Gropp, Stadtverwaltung Greiz; Undine Hohmuth, Leiterin des Greizer Theaters; Winfried Arenhövel, Vogtland Philharmonie Greiz/ Reichenbach; Reiner Vogel, Ortsgruppe Greiz Die LINKE und Ingo Hufenbach, Leiter der Greizer Musikschule, begrüßen.

Reiner Vogel, der Walter Kopp noch persönlich kannte, sah in ihm vor allem „Vorbild als Mensch, Kommunalpolitiker und Schöngeist, der sich grundlegend vom damals üblichen Funktionärs-Schema unterschied.“ Im besonderen ging Vogel auf Kopps Wirken als Greizer Stadtrat in den Jahren 1925 bis 1933 ein, zunächst in der KPD, ab 1928 in der KPO (Kommunistische Partei Deutschland – Opposition), einer neuen Fraktion, die seit 1932 mit der SPD eine Fraktionsgemeinschaft bildete. Die KPO sei in der DDR totgeschwiegen worden, da sie nicht nur Stalin, sondern auch der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) kritisch gegenüberstand. Würdigung erfuhr Walter Kopp erst spät, „fast zu spät“, so Vogel. So sei ihm 1970 die Ehrenbürgerschaft von Greiz verliehen worden, eine Straße im Neubaugebiet erhielt seinen Namen. Doch nach der politischen Wende hätte man nichts eiligeres zu tun gehabt, als diese umzubenennen und aus dem Straßenverzeichnis zu entfernen.* Mitte der 90er Jahre habe die CDU den Antrag gestellt, bis auf den Cellisten Georg Wille alle Ehrenbürger von 1945 bis 1990 zu streichen. Dass das nicht geschah, sei der PDS-Fraktion im Greizer Stadtrat zu verdanken gewesen, so Vogel.

„Um nach dem Krieg zu überleben, brauchte man die Kunst“, unterstrich auch Winfried Arenhövel. Kopp habe zu jeder Zeit ein „Gespür für die Heimat gehabt“, sei stets Ansprechpartner gewesen. Den Bogen in die Gegenwart schlug Dr. Lothar Hartmann, Stellvertretender Vorsitzender des Theaterfördervereins zum Thema Greizer Stadthalle. „Es ist ganz in Walter Kopps Sinne, sein Vermächtnis weiterzuführen und dieses Haus zu bauen!“

(OTZ Greiz, 21.02.2008)
* Die ursprüngliche Walter-Kopp-Strasse in Greiz heißt heute Theodor-Storm-Strasse.
(Anm.d.R., 12.03.2008)

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